Exkursion zur Manz Automation AG

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Donnerstag, 22. Januar 2009

Die Exkursion am 22.\ Januar 2009 führte uns nach Reutlingen Altenburg zum Hauptsitz der Manz Automation AG. Das Maschinenbauunternehmen entwickelt und produziert Automatisierungslösungen für die Solarindustrie.

Über das Unternehmen

Manz ist ein weltweit führender Anbieter für Produktionsanlagen zur Herstellung von Solarzellen. Ein Großteil der für eine komplette Produktionslinie benötigten Anlagenmodule wird von Manz selbst entwickelt und produziert, für die restlichen Module wird auf das Angebot anderer Hersteller zurückgegriffen. Eine kürzlich offiziell begründete Kooperation mit der Roth & Rau AG erweitert das Portfolio.

Hauptsitz in Reutlingen-Altenburg der Manz Automation AG

Von dem enormen Wachstum der Branche in Deutschland und Asien konnte Manz stark profitieren: Durch organisches Wachstum und Firmenübernahmen konnte der Umsatz von 71\ Mio. Euro in 2007 auf 237\ Mio. Euro in 2008 gesteigert werden. Ungefähr 70\ % des Umsatzes macht Manz in Asien. Durch den Börsengang 2006 beschaffte sich das Unternehmen weiteres Kapital und konnte damit schneller wachsen.

Bis zum 23.\ März 2009 war Manz Automation im TecDAX gelistet. Danach wurde Manz aus dem Index verdrängt: Infineon schied aus dem DAX aus und fiel in den TecDAX zurück. Manz hatte die niedrigste Marktkapitalisierung. Auch hatte sich die Rezession im Aktienkurs niedergeschlagen.

Neben dem Solarbereich gibt es weitere Geschäftsbereiche: Automatisierungslösungen für die LCD-Industrie, die Medizin und andere mehr. Manz beschäftigt ungefähr 1700\ Mitarbeiter an den Produktions- und Entwicklungsstandorten in Reutlingen und Tübingen (ungefähr 500\ Mitarbeiter, davon 40\ % Akademiker), Ungarn, Slowakei, Taiwan und China. Vertrieb- und Servicestandorte gibt es darüber hinaus in Südkorea, in den USA, in Indien und in Spanien.

Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden

Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Dieter Manz

In einem ausführlichen Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Dieter Manz konnten wir uns einen spannenden Eindruck vom Unternehmen und der Photovoltaikindustrie insgesamt verschaffen. Dieter Manz studierte Feinwerktechnik, arbeitete anschließend bei IBM im Bereich Industrieroboter und machte sich dann 1987 mit seiner eigenen Firma selbstständig. Schon früh habe die Firma mit Anlagen für die Herstellung von Solarzellen experimentiert, so Dieter Manz.

Im Reinraum Mehrere entscheidende Faktoren hätten positiv zusammengewirkt und so Deutschland zum Weltführer in dieser Technologie gemacht, erklärte er: Die Politik wünsche die Solartechnik und fördere sie daher durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die sehr starke deutsche Forschungsgemeinde auf diesem Gebiet (z.\ B. das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg) und der traditionell ausgesprochen innovative Maschinenbau arbeiteten besonders gut zusammen. Ohne die Förderung der Politik aber wäre die Photovoltaik noch nicht überlebensfähig, wohl aber in naher Zukunft. Dieter Manz erwartet die Netzparität (Grid Parity) – also den Zeitpunkt, zu dem Solarstrom gleich teuer ist wie Strom aus dem Netz (oder der Steckdose) – in Italien schon sehr bald, in Deutschland in ungefähr 10\ Jahren.

Demolinie am Standort Reutlingen der Manz Automation AG In dem noch jungen Markt produzierte Manz 2001 die ersten kompletten Produktionsanlagen, danach ging es steil bergauf. Heute sei besonders China ein großer Wachstumsmarkt für Produktionsanlagen, schon bald werde in China mehr Produktionskapazität als in Deutschland installiert sein. Natürlich sind auch viele deutschen Photovoltaik-Produzenten wie Q-Cells, Schott Solar oder Würth Solar unter den Kunden von Manz. Auch die USA seien nach der Wahl von Barack Obama ein großer Hoffnungsmarkt, auch wenn dort die Energieproblematik wesentlich mehr als Sicherheits- (Homeland Security) denn als Umweltproblematik aufgefasst werde.

Demolinie am Standort Reutlingen der Manz Automation AG Weiterhin sieht Manz einen großen Markt bei allen Inselsystemen: Wortwörtlich auf Hawaii, wo der Strom heute sehr teuer mit Dieselgeneratoren erzeugt werde und mit Solarzellen ein großes Einsparpotential bestehe. Außerdem in afrikanischen Ländern oder in Indien, wo dezentral Strom in kleinen Anlagen mit einem niedrigen Investitionsvolumen ohne ein ausgebautes Stromnetz erzeugt werden könne. Wegen der politisch und wirtschaftlich sehr schwierigen Situation in Afrika werde die sehr gute Sonneneinstrahlung und die riesigen verfügbaren Flächen leider noch viel zu wenig genutzt.

Dokumentation Um gegen die wachsende Konkurrenz aus anderen Ländern zu bestehen, setzt Manz vor allem auf eine sehr schnelle Entwicklung. Patente würden nicht viel nutzen. Ein Innovationsvorsprung dagegen mache die eigenen Maschinen für die Produzenten unverzichtbar. Neben vielen Ingenieuren, die sich mit Automatisierungs-Hardware und -Software (z.\ B. für die Maschinensteuerung oder die Bildverarbeitung zur Fehlererkennung) befassen, beschäftigt Manz auch Naturwissenschaftler, die in Kooperation mit den Produzenten und Forschungseinrichtungen an Solarzellen forschen.

Auch die Herstellung von Maschinenteilen in Taiwan oder China wäre sehr wichtig, um kostengünstig produzieren zu können. Sämtliche Umweltrichtlinien würden von seinem Unternehmen selbstverständlich auch in China genau eingehalten. Richtlinien gebe es dort wie hier, leider würden sie nicht immer eingehalten. Mit Sorge beobachte er manchmal die Bedingungen bei der Produktion von Solarzellen. Maschinenbau sei grundsätzlich nicht sonderlich umweltschädlich, in der Produktion der Zellen hingegen fielen schädliche Chemikalien an, die natürlich ordnungsgemäß entsorgt werden sollten.

Eine polykristalline Solarzelle Für die Zukunft seines Unternehmens und den Photovoltaikmarkt insgesamt sieht Manz ein sehr großes Potential. Er blickt ausgesprochen positiv in die Zukunft. Besonders die Anlagenbauer und natürlich Forschung und Entwicklung werden in Deutschland profitieren. Die Zellen, insbesondere solche für den Massenmarkt, z.\ B. für große Flächen in der Wüste, wo nicht die höchste Qualität, sondern der Preis entscheidend sei, würden seiner Meinung nach jedoch mehr und mehr in Asien hergestellt. Auch der Margendruck durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, der die Zellen- und Modulhersteller zu günstigen Preisen zwinge, führe zu verbesserten Absatzmöglichkeiten. Außerdem könne nur mit modernsten Maschinen kostengünstig produziert werden, was wiederum den Anlagenbauern wie Manz nütze. Mit Blick auf extrem ausgereifte Produktionsprozesse beispielsweise in der Automobilindustrie könne man absehen, dass die Photovoltaikproduktion mit verbesserten Automatisierungsanlagen noch deutlich effizienter werden könne.

Besichtigung der Demonstrationsanlagen und der Produktion

In Gruppen eingeteilt konnten wir in einem Reinraum (ausgerüstet mit Antistaub-Kopfbedeckung, Überschuhen und Mantel) eine gesamt Produktionslinie von Manz in Augenschein nehmen und dabei den Herstellungsprozess einer Solarzelle nachvollziehen. Die Erklärung der einzelnen Arbeitsschritte machten den Prozess sehr anschaulich.

Dieter Manz erklärt die Funktionsweise einer Maschine Bei polykristiallinen Solarzellen liegt der Schwerpunkt auf der behutsamen Behandlung der extrem dünnen Solarzellen (<\ 0,2\ mm): Glasbruch führt zu einem Stillstand der Maschine und muss ungedingt verhindert werden. Die Anlagen von Manz seien hier an der Weltspitze, und für diese wichtige Qualität würden auch gerne höhere Preise bezahlt. Auch Anlagen zur Dünnschichtproduktion konnten wir ansehen. Interessant war hier, dass es Synergien mit der LCD-Produktion gibt: Die Beschichtung der Glasplatten ist technisch ähnlich, und damit werden auch an die Automatisierungsanlagen vergleichbare Anforderungen gestellt. Die Effizienz von Dünnschichtzellen liege bei 10–12\ %, bei normalen Zellen bei ungefähr 20\ %.

Zum Schluss überraschte uns noch, dass einige der schweren Maschinen per Flugzeug (!) nach China verfrachtet würden, weil die Produzenten nicht drei Wochen auf ein Schiff warten wollten. CO2-technisch leider auch nicht ganz optimal …

Die Exkursionsteilnehmer mit dem Vorstandsvorsitzenden Dieter Manz

 
 
manz.txt · Zuletzt geändert: 11.06.2009 12:50 von Valentin Schwamberger
 
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