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Februar 2009: Gespräch mit Hans-Josef Fell
In seinem Eingangsvortrag betonte Hans-Josef Fell die Diskrepanz zwischen den relativ konservativen Szenarien des IPCC und der Realität: Die tatsächlich eingetretene Erwärmung und das Abschmelzen von Festlandeis übertraf teilweise selbst die pessimistischen Annahmen des IPCC. Er führte dies unter anderem auf Interessen von beteiligten Staaten zurück, darunter beispielsweise OPEC-Staaten wie Saudi-Arabien und Iran. Andererseits resultiere schon die bisher eingetretene Erwärmung um 0,8\ °C in einen Anstieg von Dürren und Waldbränden; das 2\ °C-Ziel sei eine "Horrorvision". Seiner Meinung nach dürfe das Ziel nicht sein, nur die Emissionen zu reduzieren. Stattdessen müsse die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wieder gesenkt werden. Dazu schlägt Hans-Josef Fell folgendes vor:
Auch wenn vor allem der zweite Punkt politisch kaum diskutiert werde, sei eine Reduktion möglich und notwendig. Maßnahmen könnten Aufforstung und aktive Bodenpolitik zur Neubildung von Humus als Kohlenstoffspeicher sein. Die Eisendüngung der Meere solle wissenschaftlich erforscht werden, aber noch nicht kommerziell eingesetzt werden.
Dabei ging Hans-Josef Fell auch auf die Arbeit in der Regierungskoalition von 1998 bis 2005 ein. Zum Abschluss fasste er kurz wichtige politischen Forderungen zusammen. Es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Entwicklung in eine sozial-gerechten und ökologische Richtung zu lenken. Dazu seien ökonomische Anreize für nachhaltige Investments erforderlich, versteckte Subventionen für fossile und atomare Energieträger müssten reduziert werden. "Die Erde überlebt in allen Fällen, die Frage ist, was mit der Menschheit passiert." Hans-Josef Fell zeigte sich aber überzeugt, dass Techniker und Ingenieure eine Wende zu erneuerbaren Energien sehr gut schaffen könnten. Zweifel würden ihm nur am Willen zur politischen Umsetzung bleiben. — Dorothee Lorenz und Valentin Schwamberger, 21.02.2009 |