Vortrag und Diskussion mit Herrn Renz

Nachdem wir schon zahlreiche Politiker, Wissenschaftler sowie Vertreter aus der Wirtschaft zu Gast hatten, durften wir am 19.04.2010 mit dem „Sonnenflüsterer“ Erhard Renz einen Repräsentanten aus einer anderen Sparte begrüßen, nämlich einen engagierten Mitbürger (http://www.sonnenfluesterer.de/) . Was ihn an der Sonnenenergie so begeisterte, führte er uns sogleich live vor: an jenem Frühlingsabend fielen noch ein paar Strahlen durch das Fenster und auf ein von HerrnRenz mitgebrachtes Solarmodul. Sogleich begann ein auf das Modul montiertes Rad sich zu drehen – völlig geräuschlos und ohne unerwünschte Nebenprodukte zu erzeugen. Soviel zur Einfachheit und Eleganz der Solarenergie.

Nachdem er die Solarenergie für sich entdeckt und sein eigenes Haus mit einer Photovoltaik- (PV-)Anlage ausgestattet hatte, hatte der ehemalige Mitarbeiter von Daimler Benz sich seiner Begeisterung zunächst in seiner Freizeit gewidmet. Mit Spendengeldern der Eltern war schnell das örtliche Pfadfinderheim, durch private Investoren einige Firmendächer mit Solarmodulen versorgt. Im Zuge dieser Erfolge wurde auch eine wortwörtlich weltmeisterliche Idee geboren: im hessischen Bürstadt, dem Wohnort von Erhard Renz, sollte die größte Solardachanlage der Welt entstehen! Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000, das jede aus PV-Anlagen ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom mit einem Gewinn vergütet, der etwa dem Doppelten des aktuellen Strompreises entspricht, sollte private Investoren, denen eine Rendite von 8% winkte, dazu motivieren, sich an dem Großprojekt zu beteiligen. Gesagt, getan – und im Mai 2005 wurde auf dem Gelände des Logistikunternehmens tts in Bürstadt Richtfest gefeiert für die 45 000 m2 große und 23 Millionen Euro teure Anlage auf dem Dach der Firma, deren 30 000 Module fünf Megawatt Strom erzeugen – ein Weltrekord (http://www.sonnenfleck.com/).

Nachdem Herr Renz uns einen Überblick über die Projekte gegeben hatte, die in seinem Heimatort durch seine Initiative zustande gekommen waren, machte er zwei kurze Abstecher zu den verschiedenen Arten von Solarzellen sowie der aktuellen Entwicklung des EEG. An den vorgesehenen Kürzungen der Einspeisevergütung kritisierte er vor allem praktische Aspekte: „Wenn die Kürzungen zum 01. Januar in Kraft treten, wollen Ende des Jahres viele Kunden Solarmodule aufs Dach montiert haben, was für die Montageunternehmen um diese Jahreszeit schwer zu bewerkstelligen ist.“ Da die Montageunternehmen einem Auftragsboom im Mai und Juni besser begegnen können als in der kalten Jahreszeit, habe er der Politik vorgeschlagen, die Kürzungen zum 01. Juli einzuführen. Zumindest bei der SPD werde dieser Vorschlag nun ins Programm aufgenommen.

Dann kehrte er wieder zu seinem Lieblingsthema zurück, der Mobilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Solarenergie. Er schockierte uns mit einer Statistik von EnergyMap.info, auf der alle erneuerbaren Kraftwerke aufgeführt sein sollten (http://www.energymap.info/) . Aus dieser Homepage geht hervor, dass zwar im Regierungsbezirk Tübingen 11% der erzeugten Energie aus Erneuerbaren stammen, dies für die Vorzeigekommune Tübingen selbst allerdings nur für 2% gilt. Zum Vergleich: im gesamten Bundesgebiet werden 12% der erzeugten Energie aus Erneuerbaren gewonnen.

Nach dieser ernüchternden Erkenntnis geriet Herr Renz ins Schwärmen über die Möglichkeiten der Elektromobilität und einen Mitsubishi, der mit Strom statt mit Benzin betrieben 13 statt 53 kWh Strom für 100 km braucht und 4 statt 131 g CO2 produziert – allerdings bei einem Neupreis von 48 000 Euro. Als Höhepunkt ging der Referent auf das Konzept „Energie in Bürgerhand“ ein, in dem er ein großes Zukunftspotential sieht. Als Beispiel für eine vom Stromnetz unabhängige Gemeinde führte er den Ort Schönau im Schwarzwald an, der einen Teil der von EON verkauften Tochtergesellschaft „Thüga“ gekauft hatte und in deren Netzen nun ausschließlich aus Erneuerbaren Energien gewonnener Strom fließt. Auch andere Stadtwerke und kommunale Unternehmen kauften Teile der Thüga, wovon insgesamt 3% „Energie in Bürgerhand“ sind.

Im Anschluss an den ausführlichen Vortrag diskutierten wir vor allem über Amortisierungs- und externe Kosten verschiedener Arten der Energieerzeugung. Obwohl Herr Renz auch andere Arten der Erneuerbaren Energien wie die Windkraft unterstützt, bleibt die Nutzung der Sonnenenergie aus den oben genannten Gründen ungeschlagener Favorit des „Sonnenflüsterers“. Seit zwei Jahren ist Herr Renz übrigens selbstständig und betreibt Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für Montageunternehmen von Solarmodulen.

Maren Emmerich

 
 
renz.txt · Zuletzt geändert: 26.04.2010 20:32 von Maren Emmerich
 
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